Machu Picchu – die wahre Geschichte – oder ist der Weg wirklich immer das Ziel?

Jeder von Euch erwartet jetzt bestimmt die tollen Fotos vom Machu Picchu und wie unglaublich schön es dort war….ja, so sehen andere Reiseberichte aus; von uns erfahrt ihr die ganze Wahrheit:In Cusco wimmelt es von Reiseagenturen, die einem den Trip auf den Machu Picchu verkaufen wollen. Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten auf den alten Gipfel zu kommen, und eh man eine Agentur betritt, sollte man schon vorher ziemlich genau wissen was man möchte, sonst kann es sehr teuer werden. Da wir ja keine Backpacker, sondern Flashpacker sind, haben wir uns nicht für die allerbilligste (und somit auch umständlichste) Variante entschieden, aber auch lange nicht für die Teuerste. Diese wäre mit dem Zug für mehrere hundert Dollar direkt bis Aguas Calientes zu fahren (der Ort am Fuße des Macchu Picchu).

Man kann ganz billig und ohne Touranbieter zum Machu Picchu, aber das ist zeitlich die längste Variante.

Unser Mittelweg: Wir sollten zwischen 6.30 Uhr und 7.00 Uhr am Hostel abgeholt werden; tatsächlich wurde es dann 8.00 Uhr (*gggrrrr* wir hätten noch ne Stunde schlafen können), eh alle eingesammelt waren startete der Bus dann endlich halb Neun. Nach 1,5 Stunden war ein Zwischenstopp im Nirgendwo wo man für das Dreifache wie üblich Getränke, Snacks u.ä. kaufen konnte.

Dann schraubte sich unser Bus Serpentinenstraßen durch die Anden bis auf 4300 Meter Höhe, dort lag sogar ein bisschen Schnee, schraubte sich wieder runter bis auf 1.800 Meter. Die Fahrt war von der Natur die schönste die wir bis jetzt hatten. Die Anden sind echt der Hammer; wir fuhren durch die Wolken, sahen schneebedeckte Gipfel, unglaublich riesige Gebirge.

Doch auf einmal hörte die schöne asphaltierte Straße auf…und wurde zu einer Schotterpiste, die gerade mal so breit war wie unser Bus; gefühlt fuhr der Bus einen Zentimeter am Abgrund…und der ging mehrere hundert Meter nach unten; auf der anderen Seite mehrere hundert Meter hohe Felswände…das ging so ne gute halbe Stunde.

Dann war Stopp in Santa Theresa. Mittagspause. Verschnaufpause. Dann noch eine Stunde weiter bis Hidroelectrica (ja, der Ort heißt so, weil´s dort ein Wasserkraftwerk gibt, einfallsreich sind se ja manchmal die Inkas 🙂 ), leider genauso wie die halbe Stunde vorher…waren wir froh, heil angekommen zu sein; unser Name war zum Glück Programm!

Und auch wenn uns schlecht war, konnten wir noch schöne Dinge unterwegs genießen

Wir haben das letzte Jahr soooo viele Reiseberichte gelesen; Niemand hat diese Horrorstraße erwähnt?! Wieso schreiben alle immer nur, wie toll der Machu Picchu ist?! Man muss ja auch irgendwie hinkommen?!

Was für uns uuunbegreiflich ist: laut Internet ist der Machu Picchu die Sehenswürdigkeit Nr. 1 der ganzen Welt!!! Und die schaffen es nicht, ne gescheite Straße dorthin zu bauen? Täglich gehen im Durchschnitt (!) 2000 Menschen auf den MP, jeden Tag, das ganze Jahr. Allein der Eintritt von ca. 37 EUR x 2000 Menschen x 365 Tage im Jahr macht 27010000 EUR (!!!) pro Jahr nur allein an Eintrittsgeld!!! Und da kann man nicht mal so´n Milljönchen für ne gescheite Straße ausgeben??? Aber das ist ja noch nicht alles…jetzt ist man ja erst in Hidroelectrica…man muss aber bis nach Aguas Calientes (ja, der Ort heißt so, weil es dort heiße Quellen gibt; einfallsreich sind se ja manchmal die Inkas 🙂 ). Das sind nochmal so 10 km. Aber in Hidroelectrica hört die Straße einfach ganz auf…und ist auf einmal ne Schiene. Jetzt hat man die Wahl für 28 USD mit der Bahn zu fahren (und da jammern wir in Deutschland über die Preise der DB…) oder immer schön an den Schienen lang laufen. Es heißt, man braucht 3 Stunden für die Strecke, in Reiseberichten habe ich schon von zwei Stunden gelesen. Leider wurden wir erst 15.45 Uhr in Hidroelectrica abgesetzt und 18.00 Uhr ist es dunkel, und nein, die Strecke ist nicht beleuchtet und die Schiene verläuft wirklich mitten im Nichts, neben einem Fluß und umgeben von steilen Berghängen. Also Füße in die Hand genommen und flotten Schrittes ohne die Natur zu genießen oder mal nach links oder rechts zu gucken ab nach Aguas Calientes. Uff. Wir haben´s geschafft, in genau 2 Stunden, 10 Minuten vor Dunkelheit. Auf dem Hauptplatz standen dann ganz viele Guides die Namen riefen, aber unser war nie dabei; wir waren auf keiner Liste. Dumm, denn erst hier sollten wir erfahren in welchem Hostel wir schlafen. Irgendwie und irgendwann haben dann unser Guide und wir zusammengefunden. Er brachte uns ins Hostel, was wirklich ok war, und 20.00 Uhr sollte Treff im Restaurant gegenüber sein (Abendessen war bei uns im Preis auch inklusiv) wo wir erfahren sollten, wie es am nächsten Morgen auf den alten Gipfel geht.

Das Abendessen war auch vollkommen in Ordnung, bei unserem Billigpaket haben wir Schlimmeres erwartet.

Um am nächsten Morgen auf den Machu Picchu zu kommen gab´s zwei Möglichkeiten: früh um vier (die Uhrzeit gibt´s auf meinem Wecker gar nicht :-)) loslaufen, mindestens 1,5 Stunden (für sportliche Menschen)Treppen steigen oder für 12 USD 25 Minuten mit dem Bus fahren. Wir müssen wohl nicht erwähnen, welche Variante wir gewählt haben. Also noch schnell am Abend Bustickets gekauft, damit wir am nächsten Morgen nicht anstehen müssen.

Die ersten Busse fahren 5.30 Uhr los, 6.00 Uhr öffnet der Machu Picchu seine Pforten, wir waren 5.30 Uhr an der Bushaltestelle; der Ticketschalter war leer….die Massen standen an den Bussen an. Es fuhr ein voller Reisebus nach dem anderen ab, und trotzdem haben wir eine halbe Stunde angestanden. Gerade noch pünktlich 6.30 Uhr am Eingang unseren Guide gefunden. Mit Eintrittsticket und original Reisepass (Kopien werden nicht akzeptiert!) durch den Eingang – und da waren wir – auf dem Gelände des Machu Picchu.

Es war noch nicht ganz hell und das Gelände war von Wolken umgeben, der Wayna Picchu kaum zu erkennen. Es war mystisch. Fantastisch.

Und dann kam er – der Sonnenaufgang am Machu Picchu

Für die ersten zwei Stunden hatten wir einen (mehr oder weniger) englisch sprechenden Guide. Leider wurde der mystische Anblick durch die Touristenmassen etwas getrübt. Man überlegt seit Jahren, die Besucherzahlen zu reglementieren, um das Gelände nicht zu zerstören; wir wären dafür; mal sehen ob es jemals soweit kommt, denn auf der einen Seiten wird gejammert, dass die Massen das Gelände tot trampeln, aber auf der andern Seite sind sie wohl doch zu Geldgeil, um auf die Hälfte ihrer Einnahmen zu verzichten…

Ob man hier wirklich einen Guide braucht…man weiß nichts über den Machu Picchu. Alles was die Guides einem erzählen sind Mutmaßungen.

Erstaunlich ist, dass diese Stadt selbst heute noch voll funktionsfähig ist, mit Wassersystem und allem drum und dran, und man weiß nicht, warum die Inkas dort verschwunden sind…

Nach zwei Stunden sind wir dann auf eigene Faust durch die alte Inka-Stadt gelaufen. Immer wieder hat es uns den Atem verschlagen. Die Stadt selbst hat uns gar nicht so fasziniert; die Lage ist aber einfach der Oberhammer; umgeben von riesigen Bergen.

Für den Wayna Picchu muss man Wochen im Voraus ein Ticket buchen. Für den Montana Picchu, den eigentlichen Machu Picchu haben wir noch für 5 USD ein Ticket bekommen. Allerdings braucht ein sportlicher Mensch mindestens 2 Stunden um dort hochzusteigen…wir haben es gelassen. Allein durch dieses riesige Gelände zu laufen hat uns geschafft. Es geht ja auch immer nur steile Treppen nach oben. Im Enddefekt sieht man von dort oben das ganze Gelände nur so klein, dass wir uns nach dem Sinn gefragt haben, dort hochzuklettern.

Wenn man den Ausflug mit nur einer Übernachtung bucht, muss man spätestens 11.30 Uhr den Abstieg antreten, denn man fährt entweder eine knappe halbe Stunde mit dem Bus bis Aguas Calientes, oder läuft mindestens 45 Minuten, und dann nochmal mindestens 2 Stunden Fußmarsch nach Hidroelectrica, und dort starten die Busse nach Cusco 14.30 Uhr.

Uns war das zu stressig, deshalb haben wir 2 Übernachtungen gebucht. Auch soll der Machu Picchu oft bis mittags wolkenverhangen sein, auch wenn es bei uns nicht so war, hätten wir es sehr schade gefunden, den alten Gipfel nicht in seiner vollen Pracht gesehen zu haben.

So hatten wir Zeit, uns einfach mal ein ruhiges Plätzchen zu suchen und die unglaubliche Umgebung zu genießen. Es war schon fast surreal dort zu sitzen.

Am frühen Nachmittag konnten wir aber einfach nicht mehr. Zwei sehr kurze Nächte, 2 anstrengende Tage mit viel Lauferei und die Hitze. ..vorgenommen hatten wir uns runter zu laufen, aber wir waren einfach zu kaputt und gönnten uns auch runterwärts den 12 Dollar Bus.

Unten in Aguas Calientes angekommen noch schnell ne Pizza gegessen, ins Bett gefallen und über zwei Stunden tief und fest geschlafen.

Am frühen Abend sind wir dann noch durch den Ort gebummelt. Im Vorfeld hatte uns jeder erzählt, Aguas Calientes ist so hässlich. Das können wir nicht bestätigen. Natürlich besteht dieser Ort nur aus Hostels und Kneipen und ist absolut touristisch, aber es gibt ihn ja auch nur wegen den Touristen die zum Machu Picchu strömen.

Es gibt einen sehr großen Markt, einen schönen Plaza de Armas und unzählige Restaurants die für 15 Soles (gute 4 EUR) ein Menue del Dia anbieten. Das ist meistens eine Suppe, ein Hauptgericht und ein Dessert oder was zu trinken. Wir haben uns für ein Plätzchen draußen (wegen der Friedenspfeifen 🙂 ) in einer kleinen Fußgängerzone entschieden. Auf einmal wurde es laut, wir hörten Musik und dann ging´s rund

War wie Fassenacht in Meenz 🙂

Am nächsten Morgen konnten wir endlich mal wieder richtig schön ausschlafen, haben gemütlich gefrühstückt und uns auf den Rückweg gemacht. Dieses Mal hatten wir richtig schön Zeit zum bummeln und Natur genießen, und erst auf dem Rückweg ist uns aufgefallen, dass wir in weiter Höhe schon fast den ganzen Hinweg den Machu Picchu hätten sehen können…

Und der teure Zug ist auch an uns vorbei gefahren

Inklusiv Picknick und Fotostopps haben wir für den Rückweg drei Stunden gebraucht. Auch dieses Mal fuhr unser Bus mit Verspätung ab, weil eine Trulla gefehlt hat *gggrrrr* aber kurz vor 22.00 Uhr kamen wir fix und foxi aber glücklich in unserem Hostel Frankenstein in Cusco an.

Wer jetzt gut aufgepasst hat, muss sich die Frage stellen, wie können Busse von Aguas Calientes zum Machu Picchu fahren, wenn es nach Aguas Calientes keine Straße gibt??? Wie kommen hier die Busse her? Die Busse wurden tatsächlich mit der Bahn nach Aguas Calientes gebracht! Wie auch alles andere hier. Ob Baumaterial, Getränke, alles was benötigt wird. Unser Hostel lag übrigens genau 50 cm von der Schiene…zum Glück fährt der Zug mit seiner alten Dampflok nicht so oft…aber wenn, haben wir echt gedacht, der fährt durch unser Zimmer.

Also, was hat uns der ganze Spaß nun gekostet? Wirklich realistisch nur die Transportkosten von Cusco nach Hidroelectrica, hin und zurück 60 Soles , ca. 17 EUR (mit dem öffentlichen Bus wären es ca. 40 Soles gewesen, hätte aber noch länger als 6 Stunden gedauert) und der Eintritt 128 Soles, 37 EUR + 5 USD extra für den Montana. Übernachtung und Verpflegung kann man unserer Meinung nicht mitrechnen, denn diese Kosten hätten wir auch gehabt, wenn wir in Cusco geblieben wären. Macht knappe 60 EUR. Die Busfahrt zum Machu Picchu und zurück ist reine Luxusausgabe wenn man wie wir zu faul zum Laufen ist.

Bezahlt haben wir bei der Travelagency 95EUR, ABER: inkl. 2 Übernachtungen, Transport Cusco – Hidroelectrica hin und rück, Mittagessen auf dem Hinweg, Abendessen am ersten Abend, Lunchpaket an beiden Übernachtungstagen, Eintritt + extra Ticket Montana + zwei Stunden Guide.

Hätten wir nur den Transport gebucht, und alles andere extra, hätten wir definitiv mehr bezahlt. Wir würden es immer wieder genauso machen.

Noch vor Start unserer Reise haben wir gesagt, wir werden nicht auf den Machu Picchu gehen, weil wir absolut nicht auf solche überlaufenen Touristenatraktionen stehen. Aber im Laufe unserer Reise hat uns jeder gesagt, es ist überwältigend, wir müssen das machen. Also haben wir unseren Plan geändert. Zum Glück! Es war bis jetzt das absolute Highlight unserer Reise! Ja, man muss ihn gesehen haben – den Machu Picchu!

Bis zum nächsten Abenteuer,

Eure Weltenbummler

5 Gedanken zu „Machu Picchu – die wahre Geschichte – oder ist der Weg wirklich immer das Ziel?

  1. Hallo Ihr Weltenbummler,

    danke für eure tollen Reiseberichte!
    Man hat das Gefühl, ein wenig dabei zu sein. Dennoch muss ich gestehen, dass ich euch schon sehr beneide (ich hoffe, ich wiederhole mich nicht).
    Geniesst diese Zeit und bleibt gesund. Ich freue mich schon auf euren
    nächsten Bericht.
    Ganz liebe Grüsse aus dem sonnigen Dessau sendet euch ganz herzlich das GW Haike!

  2. ‚Zurücktreten von der Bahnsteigkante…‘
    Das Video habt Ihr doch sicher extra für mich aufgenommen? 😉
    Suuuuper

    Einfach wieder Gänsehaut pur.

    PS: unser Fernseher hat den Geist aufgegeben – macht nix, hab ja einen sauspannenden Reisebericht zum immer wieder lesen 😉
    Und ‚zurückblättern‘ kann ich auch noch 🙂

    VG Inchen

  3. Oh jeh, oh jeh, da werden einem ja schon beim Zuschauen die Knie weich.
    Bei diesen Bildern stockt einem ja der Atem.
    Der wunderschöne Wasserfall – boah. Übrigens, mußte laut auflachen, von wegen vier Uhr gibts auf Deinem Wecker nicht.
    Zum MP, sollten die Besucherzahlen nicht reduziert werden, wird dem MP der Titel Weltkulturerbe aberkannt werden. Peru wird das wohl ignorieren, da man vor lauter Geldgeilheit täglich bis zu 10.000 Touristen auf den Berg karren will, koste es was es wolle und riskiert damit diese einzigartige Kulturstätte zu zerstören.
    Trotz allem, überwältigende Bilder und wie immer sind eure Gesichter voller Lebensfreude, trotz Strapazen und waghalsige Busfahrten.
    Liebe Grüße Manuela

  4. Schon hatte ich im Kopf: nein, kein Kommentar !
    Auch einfach nur lesen, schauen und genießen. Ich kann und will nicht beschreiben, was ich bei euren Schilderungen empfinde. Jedes Wort ist so banal, denn die Großartigkeit und die Wucht der Bilder sprechen für sich.
    Und immer wieder euer Strahlen; wie schön muß es sein, solche Erlebnisse zu Zwein.
    Liebsten Gruß bis zum nächsten RB

  5. Ein großartiges Erlebnis jagt das andere. Selbst als „Nur-Leser“ der in Gedanken bei Euch ist, tut man sich schwer, allem zu folgen. Die bestimmt nicht ungefährliche Anreise – die Schilderung ist nichts für schwache Nerven – hat sich letzten Endes 100% gelohnt. Mir hat besonders gefallen, dass ihr Euch einige ruhige Momente gegönnt habt um das Gesehene ein bischen sacken zu lassen. Das tut einfach gut.
    Liebe Grüße

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