Copacabana am Titicacasee – Hasta luego Peru – Bienvenidos Bolivia

Am 2. August, nach genau 4 Monaten auf Reise hieß es für uns Abschied nehmen von Peru, aber noch nicht vom Titicacasee. Nur 2 ½ Stunden sollte die Fahrt von Puno nach Copacabana dauern. Durch ziemlich langes Anstehen an der Aus- und Einreise hat es ganze vier Stunden gedauert 🙁 . Und dann haben wir nicht mal ein Visum für 90 Tage bekommen, sondern nur 30 und müssen jetzt zusehen wo und wie wir es verlängern lassen 🙁 Blöder Grenzbeamter! Und dabei haben wir so nett auf spanisch gefragt…

Nun sind wir also in Bolivien, dem Land des Bolivianischen Bolivianos (Bs) und der momentane Kurs ist 7,50 Bs sind 1 EUR.

Copacabana liegt nur 8 km hinter der Grenze und ist eine Halbinsel im Titicacasee (und hatte ihren Namen schon lange vor dem Strand Copacabana in Brasilien!).

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Mit seinen knapp 6000 Einwohnern ist es eigentlich ein ganz gemütliches Örtchen, wenn nicht gerade wieder gefeiert wird :-). Bzw. ist hier in der Ortsmitte immer eine riesen Autoschlange, weil man hier vor der Kirche sein Auto segnen lassen kann und dafür auch Massen an Autos und Leuten aus Peru kommen. Die Segnung erfolgt sowohl von einem Mönch also auch von einem Schamanen. Copacabana ist der bedeutendste Wallfahrtsort Boliviens.

Bolivien hat zu Peru eine Stunde Zeitverschiebung, so sind wir von Deutschland nur noch 6 Stunden getrennt, aber der Grenzübergang hat uns somit auch eine Stunde unseres Lebens gekostet 🙁

Leider sind wir im Dunkeln angekommen und hatten noch nicht mal ein Hostel, weil unsere Mailanfragen alle mit ausgebucht beantwortet wurden. Und dann hat der Bus uns noch vor dem Stadtzentrum wortwörtlich rausgeschmissen, weil in der Stadt mal wieder gefeiert wurde. Am 6. August ist der Unabhängigkeitstag von Bolivien, und da fängt man halt schon mal am 2.8. an zu feiern. Anscheinend gilt hier das selbe Motto wie in Peru: entweder feiern oder demonstrieren sie.

Wir sind dann doch zu dem Hostel gelaufen, von dem wir eine Absage bekommen haben, in der Hoffnung, jemand der reserviert hat ist nicht angereist. Und wie soll es bei uns Glückskindern anders sein?! Es war noch ein Zimmer frei. Das Hostel „La Cupula“ ist der Oberhammer. Es gibt verschiedene Zimmerkategorien, vom einfachen Doppelzimmer mit getrenntem Bad bis zur Suite mit Jacuzzi. Wir zahlten für das einfache Doppelzimmer mit Gemeinschaftsbad 22 USD, und schon das war toll. Leider war es nur für eine Nacht frei 🙁  Am nächsten Morgen konnten sie uns nur eine Suite für 44 USD anbieten. Eigentlich voll über unserem Budget, aber wir dachten, für eine Nacht leisten wir uns das mal. Und es hat sich gelohnt! Wir haben die paar Stunden soooo genossen! Großes Panoramafenster mit Blick auf den Titicacasee.

Nach einem unglaublich leckeren Abendessen im dazugehörigen Restaurant haben wir den Kamin in unserer Suite angemacht und glücklich auf den Titicacasee geguckt und konnten kaum fassen wie gut es uns geht.

Wenn man erst einmal in so einem Hostel ist, will man kein anderes mehr (für uns übrigens nicht nachvollziehbar warum das hier Hostel und nicht Hotel heißt…). Leider war hier aber die nächsten Tage nichts mehr frei, und im Nebenhotel (dazu später mehr 🙂 ) auch erst wieder ab 7.8. So haben wir kurzerhand beschlossen, die 4 Tage dazwischen auf der Isla del Sol zu verbringen. Die meisten Touristen machen dort nur einen Tagesausflug hin, aber wir hatten so wie so vor, hier mindestens eine Nacht zu verbringen. Jetzt waren´s halt 3. Fanden wir sinnvoller als uns für 2 Nächte irgendein anderes Hostel zu suchen.

Die Boote fahren von Copacabana in 2 Stunden zur Isla del Sol für 25 Bs in den Norden, und für 20 Bs in den Süden. Täglich 8.30 Uhr und 13.30 Uhr. Damit wir unsere Suite noch so lange wie möglich genießen konnten, und da wir eh nicht gern früh aufstehen, haben wir natürlich das 13.30 Uhr Boot genommen. Auch wenn wir an dem Tag dadurch nicht mehr viel von der Insel sehen konnten, wir hatten ja 4 Tage Zeit.

90% der Leute fahren in den Süden (wir wissen bis jetzt nicht warum), wir sind in den Norden gefahren. Wir hatten wohl das beste Boot erwischt, und so gingen die 2 Stunden super schnell rum.

Als wir aus dem Boot ausstiegen kamen wir uns vor als hätte jemand die Zeit 100 Jahre zurückgedreht. Durch den kleinen Ort liefen Schweine mit ihren Babys, Esel, Schafe, es war soooo idyllisch und ruhig. Die Unterkünfte waren super einfach, aber dafür auch super billig. Für ein Doppelzimmer mit eigenem Bad zahlten wir 40 Bs pro Person, das sind gerade mal 5,30 EUR.   Mit getrenntem Bad wären es sogar nur 25 Bs gewesen…

Das war der Ausblick von unserem Hostel.

Abends kamen dann alle Tiere von der Weide genau an unserem Hostel vorbei, war die Hauptverkehrsstraße vom Ort 🙂

Auf dem Boot haben wir eine voll nette Slowenin, Manza, kennengelernt, die uns erzählt hat, dass ein durchgeknallter Brasilianer jeden Abend auf dem Berg ein Lagerfeuer macht und selbst gepanschten Caipirinha verkauft. Also haben wir uns für 20.00 Uhr mit ihr am Strand verabredet, damit sie uns den Weg zeigt. Manza hatte vom Vortag noch eine halbe Flasche typisch bolivianischen Schnaps (den Namen haben wir vergessen) den sie mit uns noch leeren wollte, denn am Lagerfeuer durfte man keine eigenen Getränke mitbringen, und da sie am nächsten Tag wieder abreiste, wollte sie den Schnaps auch nicht mit sich rumtragen müssen. Wir waren so vernünftig und haben ihn mit Sprite gemixt. Es war ganz schön starkes Zeug und hat wie Obstler geschmeckt. So haben wir in der Eiseskälte über eine Stunde am Strand gestanden und Schnaps gesoffen 🙂 und uns super unterhalten. Ich hatte ganz schön einen im Tee…und dann sind wir 10 Minuten durch die Dunkelheit den Berg hochgelaufen. Der Sternenhimmel war sensationell, selbst die Milchstraße war klar und deutlich zu erkennen. Wir waren total durchgefroren und ganz glücklich über das Lagerfeuer. Tagsüber haben wir zwar nur knappe 20 Grad, aber hier in der Höhe ist die Sonne so aggressiv, dass es einem wärmer vorkommt und man sich super schnell einen Sonnenbrand holt. Aber wehe die Sonne ist weg…auf einen Schlag wird es eisekalt und geht bis auf minus 5 Grad runter. Und wir zwei Spezialisten hatten unsere Softshelljacke in Copacabana gelassen und hatten nur unser T-Shirt und ne Fleece-Jacke an…wir haben sooooo gefroren!!! Selbst das Lagerfeuer hat es kaum geschafft uns aufzuwärmen. Am Caipi hab ich dann nur einmal genippt, der hätte mir den letzten Rest gegeben:-) Der Schnaps von Manza war vollkommen ausreichend:-) Die Preise für den Caipi änderten sich mit der Uhrzeit (oder mit dem Alkohollevel des Brasilianers 🙂 ). Der Erste kostete 15 Bs, später kosteten 2 nur noch 15 Bs, noch etwas später gab´s 2 für 10 Bs und zum Schluss hat´s gar nix mehr gekostet 🙂

Die Idee von dem Typen ist ja echt schlau. In den Hostels gibt es keine Heizung, und so freut sich jeder über das Lagerfeuer, und der Typ kann sich somit noch seinen eigenen Alkoholkonsum finanzieren und hat noch Spaß mit den Touris 🙂 . Entweder spielte er 80er Jahre Musik aus der Box oder einer spielte Gitarre. Es war voll schön!

Und dann kam der Oberhammer: Gegen 22.00 Uhr ging hinter dem Berg der Mond auf. So was haben wir noch nie gesehen! Sah aus wie ein Sonnenaufgang, nur war es halt der Mond. Und wir Deppen hatten die Kamera nicht dabei 🙁

Den nächsten Tag haben wir damit verbracht am Strand zu liegen. Wir wussten gar nicht, dass die Isla del Sol überhaupt Strände hat.

Wir haben uns köstlich darüber amüsiert, wie die Schweinemama mit ihren Babys am Strand spazieren gegangen ist, und Esel und Rinder haben uns auch immer wieder besucht.

Bei 9 Grad Wassertemperatur müssen wir wohl nicht erwähnen, dass wir nicht schwimmen waren…

Am Nachmittag haben wir noch einen kleinen Spaziergang durch den verträumten Ort gemacht.

Am nächsten Tag sind wir dann gleich früh um Neun losgelaufen Richtung Süden. Zum Glück ging es nicht all zu steil bergauf, denn hier in der Höhe schnauft man bei der kleinsten Anstrengung wie ne Dampflok. Der Weg war ganz schön, immer wieder ein super Blick auf die schneebedeckte Cordillera Real (Königskordillere).

Nach guten 3 Stunden sind wir im Süden angekommen. Dort hat es uns lange nicht so gefallen wie im Norden. Viel touristischer, viel teurer; selbst nach harten Verhandlungen mussten wir für die Übernachtung 70 Bs pro Person bezahlen, die Trucha (Forelle) kostete hier 35 Bs, im Norden 25 Bs.

Ganz komisch ist auch, dass man hier Inseleintritt bezahlen muss; aber nicht nur einmal…als wir im Norden vom Boot gestiegen sind, waren 10 Bs p.P. fällig. Auf dem Wanderweg mussten wir 15 Bs für das „passieren des Südens“ bezahlen, und dann später nochmal 5 Bs für den südlichen Zipfel des Südens…

Am Abend fragten wir im Restaurant wann das erste Boot zurück nach Copacabana geht, und da sagte er uns, er fahre morgen nach Copacabana zum einkaufen, wenn wir 7.30 Uhr bei ihm wären, nimmt er uns für den selben Preis wie die offiziellen Boote mit und er braucht nur eine Stunde und nicht wie die Größeren 2 Stunden.

Also hieß es zeitig aufstehen, und wir wurden dafür mit einem tollen Sonnenaufgang über der Königskordillere belohnt.

Wir hatten es sehr eilig nach Copacabana zu kommen. Denn für 3 Tage hatten wir im „Las Olas“ eine Villa reserviert. Man gönnt sich ja sonst nichts :-). Natürlich macht man das auf Weltreise nicht einfach so; es war mein Geburtstagsgeschenk für meinen lieben Ehegatten. Leider nur bis zu seinem Geburtstag, anders war nix mehr frei.

Wir genossen die 3 Tage wie die Könige. Nur für´s Nötigste haben wir die Villa verlassen. Abends genossen wir die Wärme am Kamin.  Denn auch wenn es tagsüber in der Sonne richtig schön warm ist, nachts gehen die Termperaturen bis auf -2° runter.

An Flo´s Geburtstag gab es dann morgens einen kleinen Geburtstagstisch

Leider mussten wir dann an dem Tag wieder in ein normales Doppelzimmer umziehen. Nach dem Frühstück machten wir einen Ausflug auf den Montana Cerro Calvario – leider an so einem besonderen Tag keine gute Idee. Es hat uns ganz schön  den Tag und unsere gute Laune verdorben. Dazu gab es bereits einen Bericht von Flo (Zwischenruf-Hilferuf?!)

Bei der Buchung von unserem Doppelzimmer ist ein bisschen was schief gelaufen, wir haben ein Zimmer mit 2 getrennten Betten bekommen 🙁 Als Entschuldigung haben wir vom Hostelbetreiber 3x Frühstück geschenkt bekommen 🙂 Dabei war es gar nicht schlimm, denn wir haben die Betten einfach zusammengeschoben :-).

Und weil wir so lange in dem Hostel waren, haben wir 10% Rabatt auf alle Übernachtungen bekommen! Sogar auf die Villa! Ach ist das schön, wir reisen uns reich 🙂

Am 12.8. trauten wir kaum unseren Augen als wir aus dem Fenster schauten – es schneite – und das nicht zu knapp! Schnee im August hatten wir auch noch nicht 🙂 Und einen Tag vorher haben wir uns noch einen Sonnenbrand geholt!

Die beiden letzten Tage haben wir es dann nochmal richtig krachen lassen und hatten eine Suite mit Jacuzzi (wie daheim 🙂 ) und natürlich auch wieder mit Kamin und einem tollen Blick über den Lago Titicaca.

 

Die Erlöse vom Cupula und Las Olas gehen in viele gemeinnützige Projekte. Das finden wir total toll. So wird z.Bsp. Kindern, die ihre Eltern verloren haben monatlich einen Rente bezahlt. Oder es werden Wasserleitungen gelegt, kostenlos englisch Unterricht gegeben und vieles mehr.

In Copacabana gibt’s es eine Pizzeria, die ebenso ihre kompletten Erlöse für Projekte verwenden. Im „Pan America Bakery and Pizzeria“ gibt es wirklich die beste Pizza die wir bis jetzt in Südamerika gegessen haben. Vor allem zum Frühstück die Pizza mit Rührei ist der Hammer. Und wir haben noch nie so nette Amis kennengelernt. Dieses Ehepaar ist so unglaublich nett und engagiert. Wir finden es so toll, was die beiden in Copacabana auf die Beine stellen! Der Abschied von den Beiden ist richtig schwer gefallen.

Aber nun waren wirklich lang genug in Copacabana.

Bis zum nächsten Abenteuer

Eure Weltenbummler

 

4 Gedanken zu „Copacabana am Titicacasee – Hasta luego Peru – Bienvenidos Bolivia

  1. Wow !!! Da steckt ja wieder viel, viel Arbeit in diesem schönen Bericht.
    Die vieeeelen schönen Fotos und lustigen Videos.
    Immer wieder schöne Begebenheiten die Ihr habt und wunderbare Bekanntschaften, die Ihr macht, ob menschlich oder tierisch.
    Einfach nur schön.
    Danke.
    Viel Spass mit Euern Freunden, die morgen eintreffen.
    Liebe Grüße Manuela

  2. Muss meinen Kommentar doch wieder mit UNGLAUBLICH beginnen 😉
    aber diesmal ist es positiv gemeint 😉
    Was wir mit Euch so alles erleben dürfen….. einfach unglaublich

    Es gibt so viele schöne Fleckchen auf diesem Planeten, man muss sie nur aufspüren und uns alle teilhaben lassen 🙂

    VG Inchen

  3. Diese Fotos, dieser Bericht ! Fast meint man: das kann doch kaum wahr sein.
    Von der Luxus-Suite bis zur Schweinehüterin; ganz zu schweigen von den Eseln, Lamas und Alpacas. Diese unglaubliche Vielfalt, die ihr uns miterleben lasst, ist wirklich wie aus Träumen geboren.
    Dazu noch der 10.08.: Florian, diesen Tag im fernen Südamerika, wirst du sicher nie vergessen.
    Bleibt weiter so neugierig und gespannt auf neue Abenteuer; wir sind es auch.
    Liebe Grüße von M&P 🙂

    • Wenn man die Bilder eures „Hostels“ anschaut, kann man nicht glauben, dass es diese Armut in der Umgebung gibt. Einfach toll sind die Landschaftsaufnahmen (Geburtstagstisch eingeschlossenl -Herzlichen Glückwunsch noch an Flo). Ich liebe eure Berichte und freu mich auf eure nächsten Abenteuer – jetzt auch mit unserer Tochter!!!

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