Nach unserem Besuch in Copacobana auf dem „heiligen Berg“ Cerro Calvario, wo die Südamerikaner Kitschhäuschen, Spielzeugautos und Papiergeld kaufen können um dort genau um diese Dinge in der Realität zu bitten, droht unsere positive Weltreisestimmung zu kippen.

Der ca. 30 minütige Aufstieg auf den zugemüllten Steintreppen wurde zur Rutschpartie.

Es stinkt nach Pisse, da es hier auch normal ist, sowohl bei Frauen, als auch bei den Männer, einfach überall hinzupinkeln wo es gerade pressiert.

Von einem Bolivianer angesprochen, wie toll doch diese Aussicht ist,

fällt uns nur die Frage ein, ob er die Müllberge nicht sieht und wie kann man nur so mit der Umwelt umgehen.

Überrascht über unsere Aussage ist die „nette“ Unterhaltung schnell beendet. Wir haben das Gefühl, man redet nicht gerne über unangenehme Dinge, vor allem nicht wenn man es eilig hat, den Gipfel zu erklimmen um sich Luxus und Reichtum zu wünschen und diese mit lauter Knallerei zu untermauern.

Oben angekommen kann man sich nicht über den wirklich tollen Ausblick freuen,

da im Berg meterhoch der Müll liegt und Plastiktüten durch die stürmische Luft fliegen.

Südamerika lässt neben seiner atemberaubender Natur und den großen Sehenswürdigkeiten vor allem einen Blick in den völlig verdreckten Backstage-Bereich zu. Um nicht zu sagen, man müsste mit Blindheit oder Ignoranz gestraft sein um nicht zu erkennen, was Menschen hier auf diesem Kontinent für eine Mülldeponie hinterlassen oder auch Weltkulturerbe wegen Profitgier zerstören.

Schon auf unserer drei stündigen Busfahrten zum Colca Canyon säumten nahezu pausenlos Plastikmüllberge die wunderschöne Natur. Es sind in der Regel nicht die Touristen, die hier alles was ihnen nicht mehr passt fallen lassen, Nein – es sind Einheimische die mit einer Selbstverständlichkeit leere Plastikflaschen aus dem Busfenster werfen, Kinder, die leere Eisbecher auf der Straße fallen lassen – obwohl ein Mülleimer direkt daneben steht. Die Eltern schauen nur gelangweilt zu, was sollten sie auch sagen, sie würden es nicht anders machen.

Es ist für uns im Moment unerträglich und kaum nachvollziehbar, dass wir uns in Deutschland, den Kopf über grüne Umweltplakettchen an Autos zerbrechen, während hier am anderen Ende der Welt, vorsätzlich und gewissenlos, vielleicht auch durch fehlende Bildung, soviel an Welt zerstört wird. Geht es uns Deutschen zu Gut, dass wir uns um so was banales wie die Umwelt Gedanken machen? Ich glaube nicht, dass Intelligenz zwingend eine Frage der Schulbildung sein soll. Oder provokant gefragt: Fühlen sich dümmere Menschen im Dreck wohler, als Schlauere? Man hält Ausschau nach anderen bewohnbaren Planeten, statt auf dem vorhandenen Ordnung zu schaffen. Warum reißt man nicht gleich sein Haus ein, wenn der Hausputz ansteht und baut ein Neues? Vielleicht bin ich dafür nicht schlau genug um das zu verstehen.

Die meisten Reiseberichte erzählen von tollen Ausflügen, super Erlebnissen und atemberaubender Natur. Die Bilder werden so gemacht, dass keine Fremden in völlig überfüllten Touristenaktrationen zu sehen sind und der Müll von nebenan wird ausgeblendet. Irgendwie wie Photoshop oder das nachmodellieren von trügerisch perfekten Fotomodellen. Klar, man will ja tolle Bilder und die Freunde und Verwandten wollen ja auch hauptsächlich die schönen Dinge sehen. Traurig aber wahr. Die Wirklichkeit sieht oft ganz anders aus, was wir auch versuchen in unseren Berichten zu verdeutlichen.

Wir sind froh, glauben zu können, dass unsere Leser an der Realität interessiert sind.

written by Flo